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Axel Winkel

Der Kommunikationsexperte

Axel Winkel erlaubt einen Blick auf die Herausforderungen, die sich bei der Planung und Umsetzung des Großprojekts Skywalk Königsweg auf Rügen ergaben, und benennt die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit und des Zusammenspiels zwischen Bauherrn, Planern und regionalen Bauunternehmen. Der Bauleiter teilt auch seine Gedanken zur Zukunft der Ingenieurbranche und gibt Einblicke in die wirtschaftlichen Aspekte großer Bauvorhaben und die Rolle der Energiewende.

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„Die Einbindung der Bevölkerung und der Medien ist ein delikates Thema“

Mit viel Aufmerksamkeit wurde der Skywalk Königsweg auf Rügen dieses Jahr im April eingeweiht. Sie hatten die Oberleitung in der Bauüberwachung der Großbaustelle. Sind nun die Aktendeckel geschlossen?

28.04.21 war die Vergabe, 07.06.21 Baubeginn und 22.04.23 die Fertigstellung. Mit diesem Zeitverlauf können wir bei so einem Projekt sehr zufrieden sein, auch wenn die Einweihung etwas verschoben werden musste. Wir alle wissen, dass das Einweihungsdatum selten das Ende eines so großen Projektes ist, sondern eher ein politischer Termin, auf den hingearbeitet wird.  Wir haben noch die Mängelbeseitigung der Brückenprüfung und werden das im Frühjahr nächsten Jahres angehen. Nach der Bauzeit sollte es während der Sommer- und Touristensaison keine Baustelle geben.  

Axel Winkel
Dipl.-Ing. Axel Winkel

Gibt es etwas, was Sie rückblickend anders gemacht hätten?

Im Grunde haben wir etwas anders gemacht. Zwar gibt es am Königsstuhl also dem Felsen selbst wenig Schäden, aber für den Übergang zum Felsen brauchten wir eine Lösung. Dieser hätte durch die Erosion bald gesperrt werden müssen.  In den 90er Jahren wurde daher bereits eine provisorische Holzbrücke errichtet. Dieses „Riesenmonstrum“ fand keine Akzeptanz in der Bevölkerung und musste nach drei Monaten wieder abgebaut werden. Daraus haben alle gelernt, dass die Einbindung der Bevölkerung und der Medien ein delikates Thema ist. Nur wenn der Sachstand verständlich kommuniziert wird, können sich die Menschen ein eigenes Urteil bilden. Auch ist die Nutzung eines Naturschutzgebietes immer ein Abwägen zwischen Naturschutz und Tourismus. Die Bevölkerung wurde mit vielen Informationsveranstaltungen gut mitgenommen und die Mehrzahl nimmt den Skywalk an. Jetzt haben wir ein schönes Bauwerk, das sich in die Landschaft einfügt. Das Nationalparkzentrum sollte erhalten und die Besucherströme gelenkt werden. Gleichzeitig hat unser Land eine Sehenswürdigkeit mehr, die schon in diesem Sommer sehr gut besucht war.

 

Was ist das Besondere an der Baustelle?

Auch wenn in der Öffentlichkeit die Baustelle etwas Besonderes war, so haben wir Ingenieure doch einfach unsere Arbeit gemacht. Wir arbeiten an der bestmöglichen Umsetzung für den Bauherrn und das sollte bei jedem Auftrag so sein. Das Neue war die Öffentlichkeitsarbeit für den Skywalk. Regelmäßig haben wir Vorträge gehalten. Ich finde das gut. Denn wir Ingenieure müssen lernen, uns zu präsentieren, uns einem Wettbewerb zu stellen. Die HOAI ist nicht mehr bindend. So wird die persönliche Präsentation zum wichtigen Faktor. Bei gleicher Qualifikation wird der Auftrag – besonders in diesen Preislagen - an das Büro gehen, das sich besser darstellen kann und kompetent wirkt. Für mich war das Projekt ein Vorgeschmack auf die Zukunft.

 

Die Öffentlichkeitsarbeit haben Sie also gut gemeistert, wo war dann die Herausforderung?

Ein Teil der Planung wurde durch Auftragnehmer/ Baufirmen gemacht und die hatten dann andere technische Konzepte, als der Bauherr und die Planer vorgegeben haben. Auch war der Bauort eine große Herausforderung. Ich freue mich sehr, dass wir mit regionalen Planern und mittelständischen Bauunternehmen der Insel Rügen gearbeitet haben. Da fehlt sicherlich ab und zu die Routine, wenn man die größte auskragende Plattform in Europa baut, aber wir haben das gemeinsam gewuppt und können uns diesen Erfolg ans Revers heften. Wir haben bewiesen: Auch Großbaustellen sind in M-V möglich. Auch die Kosten sind mit 8,9 Mio. im Rahmen geblieben. Ich wünsche mir, dass die Baubranche daran anknüpft. Wir müssen so weiter machen und wir müssen mit unseren Erfolgen mehr Werbung für uns machen.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Ingenieurbranche?

Große Bauvorhaben schlagen auf die regionale Wirtschaft durch. Genau dies sollte gefördert werden. Das unter den Bedingungen der europäischen Ausschreibunsgverfahren zu schaffen, ist die Herausforderung. Insgesamt muss Bauen wirtschaftlicher werden, dazu muss es die politischen Rahmenbedingungen und entsprechende Förderungen geben. Auch die Energiewende sollte der Gesetzgeber mit Augenmaß durchführen. Das bedeutet, die wirtschaftlichen Konsequenzen von politischen Klimagesetzen besser zu berücksichtigen. Hier ist die Sanierung des Altbestandes ein wichtiger Faktor, die nur Schritt für Schritt möglich sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, mit der vorhandenen Technologie mitzuhalten, und zwar auch im regionalen Bereich. Es gibt also viel zu tun, aber wir schaffen das.